Andacht vom 14.3.2012 (Fit in den Morgen 2012)

Gott will, daß es den Frommen auf Erden wohl ergeht Psalm 37 Dieser Wille wird auch durch das Kreuz Christi nicht außer Kraft gesetzt, sondern vielmehr bestätigt.                           Dietrich Bonhoeffer

Dietrich Bonhoeffer bezieht sich hier auf Psalm 37. Dort heisst es in den Versen 18 und 19:  18 Der HERR kennt die Tage der Frommen, und ihr Gut wird ewiglich bleiben. 19 Sie werden nicht zuschanden in böser Zeit, und in der Hungersnot werden sie genug haben.

das ist der Text der Luther-Ausgabe von 1984. Da sich seit der Zeit Luthers die  Bedeutung des Wortes „fromm“ geändert hat, hier noch ein paar weitere Übersetzungen:

in „Hoffnung für alle“ heisst es:

17 Denn der Herr lässt machtgierige Menschen scheitern, aber er kümmert sich liebevoll um alle, die ihm treu bleiben. 18 Tag für Tag sorgt er für sie; das versprochene Land bleibt für immer ihr Besitz. 19 In Zeiten der Not werden sie nicht umkommen. Sogar dann, wenn Hunger herrscht, macht der Herr sie satt.

Die „Gute Nachricht“ übersetzt:

18 Der Herr sorgt täglich für die, die sich in allem nach ihm richten. Was er ihnen geben will, bleibt für immer ihr Besitz. 19 In Unglückstagen enttäuscht er sie nicht, in Zeiten der Hungersnot macht er sie satt.

die „English Standard Version“ schliesslich sagt:

18 The Lord knows the days of the blameless, and their heritage will remain forever;19 they are not put to shame in evil times; in the days of famine they have abundance.

blameless = einwandfrei, schuldlos, tadellos

das deutsche Wort fromm leitet sich vom althochdeutschen fruma her. Es bedeutet voranstehend, bevorzugt, aber auch förderlich, tüchtig, nützlich. (So konnte man in der Zeit des 30jährigen Krieges von einem Landsknecht, der sich als tüchtiger Soldat erwies, sagen, dass er ein frommer Landsknecht sei). Luther benutzte es in diesem Sinn. Wenn Luther „fromm“ im heute gebräuchlichen Sinn sagen wollte, benutzte er das Wort „gottselig“.

Wenn ich die Aussage des Psalms und die Dietrich Bonhoeffers auf mich wirken lasse, dann scheint es mir, dass da doch irgendwas nicht stimmen kann. Ist es nicht vielmehr so, dass der Ehrliche eben doch der Dumme ist? Die Mächtigen setzen sich über das Recht der einfachen Menschen hinweg, bereichern sich auf ihre Kosten und kommen damit durch. Das Bibelwort scheint unserer, scheint meiner Erfahrungswelt zu widersprechen und da verlasse ich mich in meinem Alltag doch lieber auf meine Erfahrungen.

Doch halt: Das wusste ein Bonhoeffer doch auch! Und angesichts der Eingangsverse des Psalms kann wirklich nicht die Rede davon sein, dass dem Psalmdichter diese Erfahrungen fremd gewesen wären. „Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht neidisch auf die Übeltäter.  Denn wie das Gras werden sie bald verdorren, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken.“ heisst es in den ersten beiden Versen des Psalms und Gras ist ein in den Psalmen häufig gebrauchtes Bild für Vergänglichkeit. In Ps 92,8 heisst es „Die Gottlosen grünen wie das Gras, und die Übeltäter blühen alle – nur um vertilgt zu werden für immer!“

Angesichts allen Unrechts, das zu seiner Zeit von den Mächtigen in Deutschland getan wurde, angesichts der Tatsache, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung sich dazu verführen liess, wenn schon nicht mitzumachen, dann doch zumindest keinerlei Widerstand zu leisten, hält Dietrich Bonhoeffer daran fest: Mitten in unvorstellbarer Bedrängnis bleibt Gott seiner Zusage treu. Das Kreuz Christi – das Kreuz, das seine Nachfolger ja auf sich nehmen sollen – alles Leiden um des Glaubens an Jesu willen – sind keine Widerlegung – können und dürfen uns die Gewissheit der Treue Gottes nicht rauben. Nichts und niemand kann uns aus seiner Hand reissen. Gerade das Kreuz Christi ist dafür die ewige, unveränderliche Bestätigung. Was bleibt, was zählt, was wichtig ist im Leben und im Sterben, sind nicht Geld und Macht, Gewalt und Missbrauch, sondern Glaube, Hoffnung und Liebe.

Amen

(Peter Grab)

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