Finde deine Bestimmung – Jona 2: Die Besinnung

Renate Hilligardt fasst die Ergebnisse von „Bibel teilen“ vom Sonntag morgen Gottesdienst in der MKK zusammen

Jubiläums-Anders Impuls

Pfarrer Johannes Gerhardt

Video:

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Impuls zu Epheser 5,1

von Simon Himpele

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Die Wurzeln unseres Glaubens

Vorwort:

Hier geht es darum, die Wurzeln unseres Glaubens wiederzuentdecken. Unsere Idendität als Christen können wir nur entdecken und entfalten, wenn wir unsere Wurzeln kennen und annehmen. Jesus war Jude! – Ist uns das bewußt? Ist uns bewußt, was es für unseren Glauben, für unser Glaubensleben bedeutet, dass vieles, was wir für christliche Tradition halten, wie z.B. Weihnachtsmann und Osterhase, zunächst einmal nichts mit den Wurzeln unseres Glaubens zu tun hat und dass umgekehrt viele wichtige Zusammenhänge zwischen den Bünden Gottes mit Israel und dem neuen Bund, der durch Jesus Christus kam, uns fremd und unbekannt geworden sind? Haben wir uns mit den Konsequenzen dessen auseinandergesetzt, was Paulus im 11. Kapitel des Römerbriefes entfaltet?

Lassen Sie sich anregen, sich mit den Wurzeln unseres Glaubens auseinanderzusetzen. Es wird Ihr Glaubensleben auf vielfältige Art und Weise bereichern.

Predigten zum Thema:

Predigt von Gunter Schmitt:

Kirche und Israel  – Verwandte und Kinder

Predigt von Peter Grab:

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir

Interview mit Anatoli Uschomirski

Die Bibel aus jüdischer Sicht | ERF Medien

sechs Gespräche mit Anatoli Uschomirski

 

Menschen unter dem Kreuz – Der Hauptmann

Passionsandacht 2013 über Lukas 23, 34-47

von Peter Grab

34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. 35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. 36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig 37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! 38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. 39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! 40 Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? 41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. 42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, 45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.  46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. 47 Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!

Er war der Zenturio – der Hauptmann; er war der Vorgesetzte von 80 bis 100 Soldaten.

Der Hauptmann 1

In diesen Stunden unter dem Kreuz war er der mächtigste der Anwesenden. Er war der Befehlshaber der Soldaten, die die Kreuzigung durchzuführen hatten. Er war verantwortlich für die ordnungsgemässe Durchführung dieser Hinrichtung. Er hatte schon viele solche Hinrichtungen als verantwortlicher Offizier miterlebt. Er hatte gelernt, sich vom Leid der Hingerichteten, ihren furchtbaren Schmerzen, Leid und Trauer der Angehörigen zu distanzieren, sich darüber hinwegzusetzen mit dem Gedanken, dass sie sich das alles selbst zuzuschreiben hatten.

Der Hauptmann 2

Er hatte dabei nur seinen Job zu erledigen. Schliesslich waren das alles nach römischem Recht und Gesetz verurteilte Verbrecher. Warum hatte er nur bei dieser Hinrichtung dieses ungute Gefühl? Was zwang ihn dazu, sich ausgerechnet bei dieser Hinrichtung alles, was geschah, so genau anzuschauen? Verrückte Wanderprediger und Aufrührer gab es doch genug in dieser abgelegenen Provinz. Was faszinierte ihn denn an dieser Elendsgestalt so sehr?

Er hört, wie der Verurteilte Gott bittet, seinen Peinigern zu vergeben: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ – Was soll denn das heissen, denkt er: „Ich weiss doch genau, was ich da tue und was meine Männer tun. Wir kreuzigen ein paar verurteilte Verbrecher“. Immer unsicherer wird er in Bezug auf diesen Einen da in der Mitte. Denn er bekommt auch mit, was der mit den beiden Mitgekreuzigten zu verhandeln hat. Was redet der da von „Du wirst mit mir noch heute im Paradies sein“? Was spielt sich denn da überhaupt ab? Alle seine Sicherheiten über das, was bei einer Kreuzigung geschieht, kommen immer mehr ins Wanken. Schliesslich ruft der Verurteilte laut: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“ und danach – stirbt er. Das alles zusammen mit der unheimlichen Finsternis mitten am Tag macht ihm Angst, denn immer stärker wird die Überzeugung in ihm: Dieser hier war kein zu Recht verurteilter Verbrecher. Im Gegenteil: Er hat wirklich mit Gott in Verbindung gestanden und wir – haben ihn umgebracht. Er – der Hauptmann – wollte doch aber gar nicht gegen Gott handeln, er hatte doch bloss seine Pflicht getan. In dieser Seelennot kommt es zu dem, was Lukas in Vers 47 berichtet: „Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!“ Was sagt der Hauptmann da? Als Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, hatte das Wort „fromm“ die Bedeutung: „gerecht“, „rechtschaffen“, „redlich“, „gut“. Genauso meinte es der Hauptmann. „Dieser Mensch da am Kreuz war nicht nur kein zu Recht verurteilter Verbrecher, sondern er war ein ehrlicher, aufrichtiger Mensch, der nichts Falsches getan hat. Das ist mir jetzt völlig klar geworden“ Der Hauptmann kennt die Anklage genau: „Er macht sich selbst zu Gottes Sohn“ und er hatte mitangehört, wie der Angeklagte Pilatus gegenüber bestätigte, dass er ein König sei. Jetzt – hier unter dem Kreuz – erkennt er, dass Jesus nicht gelogen hatte, dass er den Anspruch, Gottes Sohn zu sein, nicht zu Unrecht erhoben hatte. Wie kann es sein, dass ein Heide unter diesen Umständen bekennt: „Dieser Jesus war ein frommer Mensch“? Diese Erkenntnis ist ein Wirken des Heiligen Geistes. Paulus schreibt in 1. Kor. 12,3 „Niemand kann Jesus den Herrn nennen, außer durch den heiligen Geist“. Wir wissen nichts davon, wie es mit dem Hauptmann weiterging. Aber wir haben sein Zeugnis, mit dem er Jesus als Sohn Gottes und König anerkennt. Zu diesem Zeugnis kam er, weil er Jesus angesehen hat – Jesus am Kreuz – Herr Jesus, lass durch den Heiligen Geist im Blick auf dich auch in unseren Herzen das Bekenntnis zu Dir wachsen und reifen

Amen.

Menschen unter dem Kreuz – Maria

Fit am Morgen – Passionsandacht am 18.3.2013

von Gabi Grab

„Und reichst du uns den schweren Kelch den bittern ,des Leids gefüllt bis an den höchsten Rand“ – Diese Liedpassage paßt zum Geschehen auf dem Hügel Golgatha.

Menschen unter dem Kreuz. – Solche die von Berufs wegen da sind: Soldaten, Hohepriester, Schriftgelehrte, Schaulustige, Spötter. Aber auch Menschen, die Jesus nahe stehen, treffen wir an. Von Johannes hörten wir das letzte Mal. Bei den Frauen war Maria dabei.

Menschen unter dem Kreuz

Wer war ihm näher als seine Mutter?

Maria

Sie steht heute im Mittelpunkt unserer Betrachtung. Was muß sie durchlitten haben. Zu sehen, wie qualvoll ihr Sohn stirbt. Das war wohl der dunkelste Tag in Marias Leben. Das „Warum“ bereitet ihr seelische Qualen und wird aufs Äußerste getrieben, als sie ihren Sohn sprechen hört: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“  Verzweifelt zieht sie Bilanz: War alles Täuschung? Die Worte des Engels waren so eindrücklich. „Du bist die Begnadete, der Heilige Geist wird über dich kommen, das Heilige, von dir geboren, wird Gottes Sohn genannt werden.“ Und nun! Zu Ende die Hoffnung für Israel auf den verheißenen Messias. Die Verheißung des betagten Simeon liegt Jahre zurück. Noch hallt es in ihren Ohren nach: „Und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen.“ Das ist Wirklichkeit. Hoffnungslosigkeit, Dunkelheit, Traurigkeit hüllen sie ein. Ein Erleben, das bei uns nicht Halt macht. Die quälenden „warums“ bestimmen unser Leben auch. Ein Bekannter von uns hat seinem Leben ein Ende gesetzt. Man weiß nicht warum. Es gibt keine Erklärung. Für die Angehörigen der Alptraum. Vergeblich gehofft, vergeblich gekämpft, vergeblich gebetet? Kommt das bei mir vor? Wie kann es dann weitergehen? Schauen wir auf Maria. Woher bekommt sie Trost und Hilfe? Sie kommt von Jesus: Hören wir die Worte aus Joh.19 ,25-27 „Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ Nicht irgendjemand wird sie anvertraut. Es ist Johannes. Jesus und Johannes hatten ein besonderes Verhältnis. Johannes ist der Sohn von Marias Schwester Salome. Ein Verwandter kümmert sich um Maria. Jesus sorgt sich im Sterbenskampf um Maria. „Alle eure Sorge werft auf ihn ,denn er sorgt für euch.“  Dies bezeugt auch immer wieder G.H. In allen Schwierigkeiten wird Gottes Wort ihm zum Trost und Hilfe. Dietrich Bonhoeffer verfasst in Bedrängnis die trostvollen Worte. „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“

Nehmen wir diese Gewißheit mit in diesen neuen Tag.

Menschen unter dem Kreuz – Die Frauen

Fit am Morgen – 4.3.2013 – Andacht von Natalie Jahn

Einige Menschen standen auf Golgatha unter dem Kreuz. Pilatus wird genannt, Soldaten, Hohepriester, Schriftgelehrte, ein Hauptmann und andere nicht näher beschriebene Menschen. So auch einige Frauen: Maria, die Mutter Jesu, Maria Magdalena, die Tante Jesu, und Maria, die Frau des Kleopas.

Frauen unter dem Kreuz - 1

Vor meinem geistigen Auge sehe ich die Kreuzigung Jesu als eine belebte Angelegenheit, fast wie eine Marktplatzszene: Menschen kamen und gingen, man unterhielt sich, man lästerte, ging seinen täglichen Geschäften nach. Alles war in Bewegung – alles, außer den Frauen.

Frauen unter dem Kreuz - 2

Von ihnen wird keine Handlung berichtet.

Warum standen sie dort?

Lukas berichtet, dass einige Frauen Jesus nachgefolgt waren, als er durch Dörfer und Städte zog, predigte und das Evangelium vom Reich Gottes verkündigte. Lk 8, 1

Auf diesem Weg hatten die Frauen Jesus mit ihrem Besitz unterstützt; sie schienen wohlhabende Frauen gewesen zu sein.

Auf dem Weg mit Jesus hatten die Frauen Erfahrungen mit ihm gemacht: Sie hatten gesehen, wie Menschen heil wurden, Dämonen ausfuhren, Lahme gingen, Blinde von Farben und Bildern erzählen konnten. Und nicht nur andere Menschen waren heil geworden, auch sie selber. Von Maria Magdalena wissen wir, dass Jesus sie von 7 bösen Geistern befreit hatte; auch von einigen anderen Frauen berichtet Lukas, dass sie durch Jesus geheilt worden waren.

Und sie hatten Jesus predigen gehört; sie hatten gehört, wie er vom Reich Gottes und von dem liebenden Vater im Himmel erzählte.

Nun aber standen die Frauen unter dem Kreuz. Alles Hoffen auf eine bessere Welt, auf einen liebenden Gott, auf ein neues Leben schien zerschlagen; wie erstarrt standen sie inmitten der Schaulustigen.

An was sie wohl dachten, während sie dort standen?

Vielleicht regten sich die Worte Jesu in ihren Herzen, die sie auf dem Weg mit ihm gehört hatten: Ich bin das Licht der Welt; ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; wer mich sieht, sieht den Vater.

Ob sie daran dachten, dass Jesus vorausgesagt hatte, dass er Leiden und Sterben, aber am dritten Tag auferstehen würde?

Auch wir können wie diese Frauen Menschen unter dem Kreuz sein. Als sie unter dem Kreuz standen, war alles, woran sie sich in den letzten Monaten geklammert hatten, im Begriff zusammenzubrechen. Ihr Lebensfundament, ihre Hoffnung, ihr Glaube hing dort am Kreuz.

In dieser Situation können uns die Frauen Vorbild sein. Auch in unserem Leben können uns Situationen und Erfahrungen unseren Glauben und damit die Hoffnung auf Jesus nehmen: Krankheit, Scheitern, Tod, zerbrochene Beziehungen, Feindschaften.

Die Frauen aber lehren uns, eben nicht zu fliehen, sondern zu bleiben, an Jesus festzuhalten, so absurd es auch zu sein scheint. Und sie lehren uns, diese Erfahrung nicht alleine durchzustehen: Als Schwestern im Glauben stehen sie zusammen unter dem Kreuz.

Und genau das dürfen auch wir tun, wenn unser Glaube zu zerbrechen droht: Gemeinschaft mit unseren Geschwistern suchen, gemeinsam beten und in der Bibel lesen, um uns an die Worte zu erinnern, die Jesus gesprochen hat. Um uns daran zu erinnern, dass sein Tod am Kreuz für uns geschah – damit wir Vergebung unserer Schuld und dadurch freien Zugang zum Vater im Himmel haben. Und um uns daran zu erinnern, dass Jesus als Sohn Gottes durch seine Auferstehung größer ist als die Widrigkeiten unserer Welt – aller Erfahrung zum Trotz. Die Frauen durften das 3 Tage später erfahren, weil sie, als Jesus bereits im Grab lag, noch zu ihm kamen. Für sie wurde es Ostern – und wie viel mehr auch für uns.

Amen.

Menschen unter dem Kreuz – Die Soldaten

Fit am Morgen 25.2.2013 – Andacht von Corinna Fink

In diesem Jahr werfen wir in unseren Morgenandachten einen genaueren Blick auf die Menschen unter dem Kreuz, diejenigen, die live dabei waren, als Jesus starb.

Heute möchte ich mich den Soldaten widmen. Die Soldaten verhaften Jesus, sie peinigen ihn. Mit Peitschenhieben und Schlägen quälen sie ihn von seinem Verhör bei Pilatus bis zu seiner Kreuzigung. Es scheint, sie haben großen Spaß dabei, ihn zu verspotten, als sie ihm die Dornenkrone aufsetzen und den Purpurmantel anziehen und ihn spöttisch als König der Juden grüßen. Und selbst, als Jesus sterbend am Kreuz hängt, lassen sie in ihrem Spott und Hohn nicht von ihm ab.

Soldaten untert dem Kreuz - 1

Sie werfen das Los über sein Gewand, teilen die restlichen Kleider unter sich auf und geben ihm Essig zu trinken.

Soldaten unter dem Kreuz 2

Als römische Soldaten stören sie sich nicht aus Gründen des Glaubens daran, dass Jesus sich selbst als König der Juden bezeichnet. Mir kommt es vor, als halten sie ihn einfach für etwas verrückt, dass er sich als König der Juden ausgibt. Und sie leben ihre Schadenfreude schamlos an ihm aus, indem sie ihn so sehr verspotten und erniedrigen. Was auch immer das Motiv für ihren Spott sein mag, eines ist klar: Die Soldaten nehmen Jesus absolut nicht ernst.

Ich habe mir schon manchmal gewünscht, ich hätte zur damaligen Zeit leben und Jesu Wirken miterleben dürfen. Möglicherweise geht es einigen von Euch ähnlich. Ich stelle mir einfach vor, dass es mir leichter fallen würde, zu glauben und Jesus ernst zu nehmen, wenn ich nicht nur das geschriebene Wort, sondern auch Ihn als lebendiges Zeugnis hätte. Gerade in Zeiten des Zweifels wäre es mir recht, ich könnte Jesus bei seinem Wirken beobachten, um jeglichen Zweifel auszuräumen. Und nun lesen wir hier von Soldaten, die das wichtigste Ereignis der Weltgeschichte hautnah miterleben und dennoch absolut nicht begreifen, was vor ihren Augen gerade geschieht. Im Gegenteil. Sie peinigen und verspotten den Mann, der der Retter sein will, auch für sie. In meiner Vorstellung, die ich durch die biblischen Berichte über Jesus entwickelt habe, hat Jesus eine ungeheure Ausstrahlung und Wirkung auf seine Mitmenschen, er zieht mit seiner Art und seinem Handeln die Menschen in seinen Bann. Wie kann es da sein, dass die Soldaten ganz nah dran sind und doch in ihrer Wahrnehmung vollkommen daneben liegen?

Nun, zunächst einmal schätze ich, dass es nicht ganz so einfach ist, wie ich mir das vorstelle. Ich fürchte, wir Menschen neigen einfach dazu, auf dem Schlauch zu stehen. So tun es offensichtlich die Soldaten und so tun auch wir das immer wieder. Jesus tut Wunder, die seine Macht und seine Gottessohnschaft beweisen sollen, und doch glauben viele Menschen der damaligen Zeit ihm nicht, nehmen ihn nicht ernst. Auch heute bleiben die kleinen und großen Wunder nicht aus. Auch heute gibt es Momente oder Personen, die uns die Ausstrahlung Gottes spüren lassen wollen. Und wir sehen und glauben oft trotzdem nicht. Wir sind den Soldaten wohl ähnlicher, als wir denken. Wir mögen nicht mit einer Peitsche auf Jesus einschlagen, aber deshalb nehmen wir ihn noch lange nicht immer ernst. Andere Dinge verschließen uns die Augen. Bei den Soldaten mag es die Schadenfreude sein oder die Pflicht, der Obrigkeit Folge zu leisten, bei uns womöglich die Sorgen des Alltags, Stress, enttäuschte Gebete, Krankheit. In dieser Hinsicht gleichen wir voll den Soldaten, wir neigen oft dazu, andere Dinge ernster zu nehmen als Jesus.

Dennoch: Ich denke, wir haben den Soldaten gegenüber einen entscheidenden Vorteil. Wir wissen eben durch das geschriebene Wort, was das Geschehen am Kreuz für uns bedeutet. Wir haben nicht nur die eine Situation, sondern die Bibel liefert uns einen weiten Überblick über Jesu Wirken, sein Sterben und seine Auferstehung, von der die Beteiligten damals zum Zeitpunkt der Kreuzigung noch gar nichts wissen. Mir wird eines klar: Dass wir nicht zur damaligen Zeit leben, bedeutet eben nicht, dass wir unseren Glauben rein aus geschriebenen Worten nähren müssen. Durch die Auferstehung, von der wir lesen dürfen, ist auch in unserer heutigen Zeit das lebendige Zeugnis gegenwärtig. Jesus handelt auch heute, um uns seine Macht zu zeigen und uns zu sich zu führen. Gott beweist uns auch heute, dass er ein ernst zu nehmender, liebender Gott ist. Die Bibel ist dabei ein großes Geschenk, das wir den Menschen zur Zeit Jesus voraus haben.

Wir müssen lernen, unsere Blicke von dem abzuwenden, was uns ablenken will, und sie auf Jesus richten, auf den, der uns retten will. Und auch wenn wir spüren, dass uns etwas trennen will oder wir plötzlich merken, wie weit wir von Jesus entfernt sind: Wir nehmen ihn auch dann ernst, wenn wir all das im Gebet vor ihn bringen, wenn wir in Zeiten des Zweifels, der Anfechtung, der Sünde, immer wieder zu ihm umkehren.

Ich wünsche uns allen die Kraft, Jesus ernst zu nehmen und seine Wunder auch im turbulenten Leben wahrzunehmen. Denn die geschehen heute wie damals.

Amen.

Was sagt Dietrich Bonhoeffer zu unserer Kirche heute?

Festvortrag von Pfarrer Gunter Schmitt am 26.4.2012 zum 40jährigen Jubiläum des DBZ

Der Soundfile wurde in 4 Teile aufgeteilt, weil Dateien grösser als 32MB leider nicht möglich sind.

Teil1:

Teil2:

Teil3:

Teil4:

Präsentation zum Vortrag.pdf

 

Andacht vom 28.3.2012 (Fit in den Morgen 2012)

„Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“

Dietrich Bonhoeffer 1942

Manchmal ist das Gute in unserem Leben ziemlich offensichtlich. Wir planen etwas, wir haben Wünsche und Ziele und auf dem Weg dorthin fügt sich alles so zusammen, dass es passt. Um uns herum herrscht Harmonie. Es läuft rund in unserem Leben und es geht uns gut. Wir können das Leben genießen und unbeschwert sein.Aber es gibt auch Böses. Es gäbe hier viele Beispiele. Eines ist sicherlich der Tod des kleinen Linus, der uns in der letzten Woche sehr schockiert hat.

Bonhoeffer kennt bedrückende und zermürbende Erlebnisse. Im dritten Reich kämpft er mit einer Widerstandsbewegung gegen die Nazis. Er erlebt den 2. Weltkrieg, die Verfolgung der Juden und das Sterben vieler unschuldiger Menschen.

Und dennoch oder gerade deswegen schreibt Bonhoeffer dieses Bekenntnis, dessen erste zwei Sätze ich zu Beginn vorgelesen habe. Wenn wir weiter lesen, erkennen wir, dass Bonhoeffer in seinem Leben immer wieder erfahren hat, was es bedeutet, von Gott getragen zu werden: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.“ „Gott will“, diese Formulierung verwendet Bonhoeffer immer wieder. Gott ist nichts wichtiger, als dass es seinen geliebten Menschen gut geht. Damit er Gutes entstehen lassen kann, damit er uns Widerstandskraft geben kann, müssen wir uns alle Dinge zum Besten dienen lassen, meint Bonhoeffer. Da stellt sich die Frage: Wie tun wir das? Wie lassen wir uns Armut, Krankheit und Tod zum Besten dienen und was genau bedeutet das überhaupt? Was will Bonhoeffer sagen, wenn er sich auf die bekannten Verse aus dem Römerbrief bezieht? Da heißt es: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (…)“. Gott lieben. Nicht nur, wenn es uns gut geht, sondern auch dann, wenn wir Leid erleben. Vielleicht sogar soviel Leid, dass wir es eigentlich kaum wagen, noch irgendjemandem zu vertrauen. Gott lieben. Gott loben. Unser Vertrauen und unsere Hoffnung auf ihn setzen.

Wir kennen den Sinn der leidvollen Zeiten nicht, aber Gott kann diesen Zeiten einen Sinn geben. Wir wissen nicht, wie lange wir ausharren müssen, aber Gott weiß, wann es wieder Bergauf geht.

Uns alles zum Besten dienen lassen bedeutet, den Mut nicht zu verlieren, sich nicht unterkriegen zu lassen. Wir können nicht ändern, was geschehen ist, aber wir können beeinflussen, wie es weitergeht.
Wenn wir in den schwierigen Situationen des Lebens keinen Halt haben, keine Perspektive, dann werden wir darin untergehen. Dann lassen wir zu, dass das Böse die Oberhand gewinnt. Aber Gott reicht uns seine Hand, hält uns fest und trägt uns durch diese Zeiten.

Indem wir auf Gott vertrauen, lassen wir uns die Dinge zum Besten dienen. Wir lassen nicht zu, dass sie Kontrolle über uns haben sondern leisten Widerstand.Wir geben Gott die Möglichkeit, mit uns gegen das Böse dieser Zeiten einzutreten.
Und das wichtigste: Gott kennt nicht nur die schweren Zeiten und das Böse. Er kennt auch uns. Er weiß genau, was wir tragen können und er wird uns keiner Situation entgegensetzen, die wir nicht tragen könnten.
Schwere Lebenssituationen mit Gott anzugehen, sie sich zum Besten dienen zu lassen, bedeutet nicht, dass Armut, Krankheit und Tod plötzlich etwas Gutes sind. Es bedeutet nicht, dass Gott das Leid in unserem Leben ungeschehen macht. Aber es bedeutet, einen Halt zu bekommen, eine ermutigende Perspektive. Der Glaube daran, dass Gott auf unserer Seite ist, dass wir ihm vertrauen dürfen, macht uns stark.

Als Bonhoeffer diese Sätze geschrieben hat, wusste er noch nicht, dass er wenige Monate später festgenommen werden würde. Aber ein Blick auf Bonhoeffers Gefangenschaft zeigt uns, wie er seinen Glauben lebt. Die Widerstandskraft, die er von Gott erwartet, bekommt er. Er hält am täglichen Gebet und Bibellesen fest, richtet sich an Gott aus. Und er schafft es über Jahre hinweg mit einem Netz aus Lügen seine Freunde in Freiheit vor den Nazis zu schützen. Bonhoeffers Glaube hat nicht nur ihm geholfen, sondern auch anderen.

Und deshalb wünsche ich uns, dass wir in allem, was wir tun und in allem, was wir erleben, auf Gott vertrauen und uns alle Dinge zum Besten dienen lassen. Wir dürfen wissen, dass Gott Gutes schaffen will, dass er auf unsere Seite steht. Und wenn Gott für uns ist, wer kann gegen uns sein?

Corinna Fink