Menschen unter dem Kreuz – Die Soldaten

Fit am Morgen 25.2.2013 – Andacht von Corinna Fink

In diesem Jahr werfen wir in unseren Morgenandachten einen genaueren Blick auf die Menschen unter dem Kreuz, diejenigen, die live dabei waren, als Jesus starb.

Heute möchte ich mich den Soldaten widmen. Die Soldaten verhaften Jesus, sie peinigen ihn. Mit Peitschenhieben und Schlägen quälen sie ihn von seinem Verhör bei Pilatus bis zu seiner Kreuzigung. Es scheint, sie haben großen Spaß dabei, ihn zu verspotten, als sie ihm die Dornenkrone aufsetzen und den Purpurmantel anziehen und ihn spöttisch als König der Juden grüßen. Und selbst, als Jesus sterbend am Kreuz hängt, lassen sie in ihrem Spott und Hohn nicht von ihm ab.

Soldaten untert dem Kreuz - 1

Sie werfen das Los über sein Gewand, teilen die restlichen Kleider unter sich auf und geben ihm Essig zu trinken.

Soldaten unter dem Kreuz 2

Als römische Soldaten stören sie sich nicht aus Gründen des Glaubens daran, dass Jesus sich selbst als König der Juden bezeichnet. Mir kommt es vor, als halten sie ihn einfach für etwas verrückt, dass er sich als König der Juden ausgibt. Und sie leben ihre Schadenfreude schamlos an ihm aus, indem sie ihn so sehr verspotten und erniedrigen. Was auch immer das Motiv für ihren Spott sein mag, eines ist klar: Die Soldaten nehmen Jesus absolut nicht ernst.

Ich habe mir schon manchmal gewünscht, ich hätte zur damaligen Zeit leben und Jesu Wirken miterleben dürfen. Möglicherweise geht es einigen von Euch ähnlich. Ich stelle mir einfach vor, dass es mir leichter fallen würde, zu glauben und Jesus ernst zu nehmen, wenn ich nicht nur das geschriebene Wort, sondern auch Ihn als lebendiges Zeugnis hätte. Gerade in Zeiten des Zweifels wäre es mir recht, ich könnte Jesus bei seinem Wirken beobachten, um jeglichen Zweifel auszuräumen. Und nun lesen wir hier von Soldaten, die das wichtigste Ereignis der Weltgeschichte hautnah miterleben und dennoch absolut nicht begreifen, was vor ihren Augen gerade geschieht. Im Gegenteil. Sie peinigen und verspotten den Mann, der der Retter sein will, auch für sie. In meiner Vorstellung, die ich durch die biblischen Berichte über Jesus entwickelt habe, hat Jesus eine ungeheure Ausstrahlung und Wirkung auf seine Mitmenschen, er zieht mit seiner Art und seinem Handeln die Menschen in seinen Bann. Wie kann es da sein, dass die Soldaten ganz nah dran sind und doch in ihrer Wahrnehmung vollkommen daneben liegen?

Nun, zunächst einmal schätze ich, dass es nicht ganz so einfach ist, wie ich mir das vorstelle. Ich fürchte, wir Menschen neigen einfach dazu, auf dem Schlauch zu stehen. So tun es offensichtlich die Soldaten und so tun auch wir das immer wieder. Jesus tut Wunder, die seine Macht und seine Gottessohnschaft beweisen sollen, und doch glauben viele Menschen der damaligen Zeit ihm nicht, nehmen ihn nicht ernst. Auch heute bleiben die kleinen und großen Wunder nicht aus. Auch heute gibt es Momente oder Personen, die uns die Ausstrahlung Gottes spüren lassen wollen. Und wir sehen und glauben oft trotzdem nicht. Wir sind den Soldaten wohl ähnlicher, als wir denken. Wir mögen nicht mit einer Peitsche auf Jesus einschlagen, aber deshalb nehmen wir ihn noch lange nicht immer ernst. Andere Dinge verschließen uns die Augen. Bei den Soldaten mag es die Schadenfreude sein oder die Pflicht, der Obrigkeit Folge zu leisten, bei uns womöglich die Sorgen des Alltags, Stress, enttäuschte Gebete, Krankheit. In dieser Hinsicht gleichen wir voll den Soldaten, wir neigen oft dazu, andere Dinge ernster zu nehmen als Jesus.

Dennoch: Ich denke, wir haben den Soldaten gegenüber einen entscheidenden Vorteil. Wir wissen eben durch das geschriebene Wort, was das Geschehen am Kreuz für uns bedeutet. Wir haben nicht nur die eine Situation, sondern die Bibel liefert uns einen weiten Überblick über Jesu Wirken, sein Sterben und seine Auferstehung, von der die Beteiligten damals zum Zeitpunkt der Kreuzigung noch gar nichts wissen. Mir wird eines klar: Dass wir nicht zur damaligen Zeit leben, bedeutet eben nicht, dass wir unseren Glauben rein aus geschriebenen Worten nähren müssen. Durch die Auferstehung, von der wir lesen dürfen, ist auch in unserer heutigen Zeit das lebendige Zeugnis gegenwärtig. Jesus handelt auch heute, um uns seine Macht zu zeigen und uns zu sich zu führen. Gott beweist uns auch heute, dass er ein ernst zu nehmender, liebender Gott ist. Die Bibel ist dabei ein großes Geschenk, das wir den Menschen zur Zeit Jesus voraus haben.

Wir müssen lernen, unsere Blicke von dem abzuwenden, was uns ablenken will, und sie auf Jesus richten, auf den, der uns retten will. Und auch wenn wir spüren, dass uns etwas trennen will oder wir plötzlich merken, wie weit wir von Jesus entfernt sind: Wir nehmen ihn auch dann ernst, wenn wir all das im Gebet vor ihn bringen, wenn wir in Zeiten des Zweifels, der Anfechtung, der Sünde, immer wieder zu ihm umkehren.

Ich wünsche uns allen die Kraft, Jesus ernst zu nehmen und seine Wunder auch im turbulenten Leben wahrzunehmen. Denn die geschehen heute wie damals.

Amen.

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